Lotto - Teil 7


„Es tut mir leid, Martha“, sagte Rouven nachdem er sie eingeholt hatte und endlich neben ihr ging. Er keuchte, aber sie weigerte sich, ihn anzusehen. Mitleid war das letzte, was sie momentan empfinden konnte.
„Er bedient so schnell keine Kunden mehr, glaub mir. Ich weiß wirklich nicht, was in ihn gefahren ist.“ Inzwischen keuchte Rouven nicht mehr. „Hier, du hast deinen Lottoschein vergessen und deinen... Ich habe den Schein noch mal für dich gespielt, so wie jede Woche.“ Weil sie nicht stehen blieb, steckte er den Lottoschein und die Münzen behutsam in die noch immer offene Handtasche, die im Korb ihres Rollators lag. Sie lief weiter, ohne ein Wort an ihn zu verlieren oder ihn anzusehen. Erst in ihrer Wohnung, den Ort, den alle anderen ihr Zuhause nannten, erlaubte sie sich zu weinen. Mitten im Flur, noch immer in der Strickjacke, in der ihr viel zu warm war während von draußen die Touristen in ihr Wohnzimmer glotzten.