Ida - Teil 2
Beim Abendessen sagte ihr Vater an jenem Abend: “Ida,
wir haben uns überlegt, dass du in den Herbstferien mal wieder Max besuchen
könntest. Er hat auch nach dir gefragt, weil ihr euch doch schon so lange nicht
gesehen habt. Max meinte, du könntest sein Arbeitszimmer für dich haben und
ansonsten hat er schon viele Pläne für dich geschmiedet.”
Bis eben hatte sich Ida auf die Herbstferien gefreut, denn Max
hatte ihr vor ein paar Tagen wieder einen Stapel Bücher
geschickt. Jetzt hätte
Ida am liebsten ihren Löffel in die Suppe geworfen und gesagt, dass sie nicht
nach München fahren wollte. Was sollte sie in dieser Stadt? Sie wollte Zuhause
bleiben - am Kachelofen mit dem neuesten Maggie-Stiefvater-Buch. Ganz bestimmt
hatte sie keine Lust auf Kinobesuche oder diesen anderen Mist, den Max sich
garantiert ausgedacht hatte.
“Muss er nicht arbeiten?”
versuchte sie es dennoch.
Ihre Mutter strich ihr liebevoll übers Haar. “Ach Ida,
mach dir nicht immer so viele Sorgen um andere. Max hat frei und er freut sich
schon darauf, endlich mal wieder Zeit mit seinem Patenkind verbringen zu
können. Es war seine Idee, er hat uns gefragt, ob du nicht mal kommen willst.
Und nachdem wir dieses Jahr wieder nicht in Urlaub fahren konnten, wäre es doch
schön, wenn wenigstens du ein Abenteuer erlebst.”
Ida seufzte innerlich. Ein Abenteuer erleben. Was wussten ihre
Eltern denn schon? Sie erlebte tagtäglich Abenteuer - und dazu musste sie ganz
bestimmt nicht erst nach München fahren. Aber sie hatte keinerlei Argumente
gegen einen Besuch bei Max vorzubringen und so fuhren ihre Eltern wenige Tage
später mit ihr nach München. Ida hielt sich während der Fahrt an ihrem Buch
fest, lesen konnte sie beim Fahren nicht, da wurde ihr schlecht. Doch auch so
war ihr übel – Max und sie schrieben E-Mails, also… manchmal. Was wollte Max
auch großartig mit einem 11-jährigen Mädchen schreiben? Und jetzt sollte sie
gleich eine Woche bei ihm bleiben?