Ida - Teil 3
Max hatte gekocht. Es roch schon nach Braten als sie im
Erdgeschoss die Eingangstür öffneten. Max wohnte jetzt mit Hannah
zusammen. Die beiden kannten sich eine halbe Ewigkeit und offensichtlich waren
ihre Eltern ganz beeindruckt, weil die beiden endlich zusammengezogen waren. Sie
folgten dem Bratengeruch in den 5. Stock, dort öffnete Hannah ihnen die Tür.
Ihre Eltern blieben noch bis kurz nach dem Essen, aber dann rutschte ihr Vater
schon unruhig auf dem Stuhl herum. Die Kühe - sie mussten am Abend gemolken
werden. Ida verschwand fast in der Umarmung ihres Vaters und sie musste sich
sehr anstrengen, um ihn nicht zu bitten, sie wieder mit nach Hause zu nehmen.
Stattdessen hielt sie sich nur an seinem Wollpullover fest, der an ihrer Wange
kratzte und schluckte tapfer ihre Frage hinunter. Mit Hannah sah sie aus dem
Küchenfenster zu, wie ihr Vater ausparkte und ihre Mutter so lange winkte, bis
sie sich auf der Leopoldstraße in den Verkehr eingereiht hatten und nicht mehr
zu sehen waren.
“Was möchtest du denn
morgen machen? Hast du dir schon irgendwas überlegt?” fragte Max. Ida hielt ihr
Buch hoch, an dem sie sich während der gesamten Autofahrt und auch des Essens
über geklammert hatte. “Ich habe gerade ein neues Buch angefangen. Das möchte
ich gerne lesen. Es ist sowieso viel zu kalt, um nach draußen zu gehen. Und ich
bin noch nicht gegen die Grippe geimpft.”
Sie sah, dass Hannah sich ein Lächeln verkniff. Max sah
sie ungläubig an.