Ida - Teil 4
“Ida, hier ums Eck ist
gleich ein Kino. Wir können in Museen gehen - in jedes, das du möchtest. Auch
mehrmals, wenn dir eines besonders gut gefällt. Oder wir gehen ins Schwimmbad.
Oder…” Max schienen die Vorschläge auszugehen, da Ida auf keine seiner Ideen
reagierte.
“Warum besucht ihr morgen
nicht Julian? Dort gefällt es Ida bestimmt”, sagte Hannah.
“Wer ist Julian?” Ida
wollte nicht noch jemanden Neues kennenlernen. Doch Max lachte plötzlich laut
auf. “Hannah, das ist eine geniale Idee! Natürlich… Also, Julian, das ist ein
sehr guter Freund von uns - und er hat einen…”, hier machte Max eine
dramatische Pause, “Buchladen!”
Ida schlief in dieser Nacht erst sehr spät
ein, viel später als Zuhause. Das lag zum einen daran, dass es in dem Zimmer
sehr hell war - so hell, dass sie schließlich die Jalousien nach unten ließ.
Zuhause konnte sie den Sternenhimmel sehen, hier überstrahlte die Neon-Werbung
von der Apotheke gegenüber alles. Außerdem fehlte ihr das Klopfen des
Kachelofens und die gedämpften Gespräche von Mama und Papa im Wohnzimmer.
Hannah und Max redeten auch, aber sie waren eben nicht Mama und Papa. Und dann
war da noch der Besuch im Buchladen. Zuhause gab es keinen Buchladen, es gab
nur den Aldi und den Edeka und den Rossmann im Gewerbegebiet, der nächste
Buchladen war erst in Holzkirchen. Dort kamen sie so gut wie nie hin, also
blieb Ida nur der Bibliotheksbus, der alle zwei Wochen in ihr Dorf kam. Ob
dieser Buchladen wohl groß war? Und ob sie sich jedes Buch kaufen durfte, dass
sie haben wollte? Sie hatte vorhin noch einmal nachgezählt - sie hatte genau 70
Euro. Damit konnte man bestimmt eine Menge Bücher kaufen.