Ida - Teil 13
Jetzt riss Ida beide Augen auf. “Fünf Minuten! Max hat
gesagt, dass er es lustig findet, dass er genau fünf Minuten von seinem
Lieblingsbild entfernt wohnt!”
“Dann findest du jetzt
auch nach Hause, meinst du nicht?” Das Rot hatte das Schwarz fast vollständig
aufgefressen. “Denn von der Trambahnstation ist es doch nicht mehr weit bis zu
Max, oder nicht?”
“Nur einmal um die Ecke!”
juchzte Ida und sprang kurz auf und nieder.
“Worauf wartest du dann
noch? Ab nach Hause mit dir!”
Ida warf dem Bild eine Kusshand zu, zog sich ihre Winterjacke über
und stürmte die Treppen nach unten ins Erdgeschoss. Sie jagte vor die
Pinakothek und blieb stehen. Es war inzwischen dunkel geworden und hatte zu
schneien begonnen. Die Trambahnstation, bei der sie ausgestiegen waren, konnte
sie sehen - aber auf der gegenüberliegenden Seite war keine Station, die in die
andere Richtung führte. Unsicher lief Ida auf den Bürgersteig entlang und blieb
erneut stehen. Sie wurde von Erwachsenen angerempelt, die sie anmaulten und am
liebsten wäre Ida wieder in die Pinakothek gelaufen, hinauf in den ersten Stock
zum Rot, dass gegen Schwarz gewonnen hatte. Aber vermutlich wäre das Rot nicht
mehr da, wenn sie kam - und das Schwarz würde sie auslachen. Sie stampfte mit
dem Fuß auf. Sie war kein Volldepp, sie würde zurück zu Max und Hannah finden.
Entschlossen wischte sie sich über die Augen, die nass waren von ihren Tränen
und dem Schnee, der auf ihrem Gesicht schmolz.